Vor einigen Jahren war der Begriff “Hygge” plötzlich in aller Munde und lenkte den Blick auf Dänemark und Skandinavien. Aber hinter skandinavischem Design steckt so viel mehr als Kuscheldecken und Duftkerzen. Hygge steht für Gemütlichkeit und Geborgenheit, klare Linien, Funktionalität und Langlebigkeit. Im Herzen dieser Stilrichtung steht die Verbundenheit des Menschen mit seiner Lebens- und Wohnumgebung. Skandinavisches Design, das auf Wohlbefinden ausgerichtet ist, spricht den Aspekt der Häuslichkeit an und bringt selbst im tiefsten Winter Licht und Gemütlichkeit in unsere Wohnräume.
Möbel
Scandi Möbel - mehr als Ikea
In Dänemark, Schweden und Norwegen wurde Möbeldesign zu einem festen Bestandteil des skandinavischen Stils, wobei sich die Designer auf klare Linien und Zweckmäßigkeit konzentrierten. Die Kälte und die langen, strengen Winter, die die Menschen monatelang in ihren Häusern hielt, hatten großen Einfluss auf das Design skandinavischer Wohnzimmer. Skandinavische Möbel wurden stark beansprucht und mussten sehr langlebig und gleichzeitig schick und unkompliziert sein. Designer wie Arne Jacobsen sahen die Schönheit in alltäglichen Gegenständen und revolutionierten mit ihren unkonventionellen und überraschenden Kreationen unser Alltagsleben. Die 1950er Jahre waren die Blütezeit für Jacobsen, dessen berühmte Entwürfe, die "Ameise", der "Schwan" und der "Ei"-Stuhl, die Designwelt im Sturm eroberten.
Wussten Sie schon?
Die Arts and Crafts-Bewegung wich dem Jugendstil, der dann zum Vorläufer des Modernismus wurde.
"Man könnte in der Tat behaupten, dass vieles von dem, wofür die moderne Strömung steht, verloren gegangen oder zumindest in Vergessenheit geraten wäre, wenn skandinavische Designer und Architekten wie Arne Jacobsen ihr nicht diese menschliche Komponente hinzugefügt hätten." - R. Craig Miller – Autor des Buches "Design 1935-1989"
Arne Jacobsen, der Vorreiter des skandinavischen Stils
Die Konzepte hinter Jacobsens Arbeit haben immer mit Wohlbefinden zu tun. Der "Egg"-Stuhl zum Beispiel wurde durch den "Womb"-Stuhl des finnischen Designers Eero Saarinen inspiriert. Das halb geschlossene Design vermittelte dem Benutzer in der sozial turbulenten Nachkriegszeit ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Das "Ei" wurde für das Radisson SAS Hotel in Kopenhagen, Dänemark, entworfen, um den Gästen das Gefühl zu geben, dass sie sich im Hotel geborgen und zu Hause fühlen. Der Stuhl besteht aus einem Stahlrahmen mit einem stoffbezogenen, geschwungenen Stuhl mit hoher Rückenlehne und flügelartigen Armen. Der damals hochmoderne und ergonomisch gestaltete Stuhl wurde ein Riesenerfolg, und seit den 50er Jahren setzen multinationale Unternehmen wie die amerikanische Fast-Food-Kette McDonald's dänisches Design in ihren Einzelhandelskonzepten ein.
Edvin Engström und die schwedische Einrichtung
Ein zentraler Faktor des skandinavischen Designs ist der Wunsch, den Lebensstandard für den Menschen im Alltag zu erhöhen. Inspiriert von der in Großbritannien entstandenen Gartenstadtbewegung entwickelten Architekten wie der Schwede Edvin Engström in den 1930er Jahren die idyllische Vorstadtsiedlung Södra Ängby in Stockholm. Kubische Formen, weiß gekalkte Außenwände, flache Blechdächer und geschwungene Balkone mit feinen Metalldetails sind nur einige der ikonischen Merkmale, die zu diesem skandinavischen Hausdesign gehören. Heute gelten sie als Symbol des nationalen Kulturerbes.
Skandinavische Wohnaccessoires
Durch die beiden Weltkriege änderten sich für viele skandinavische Designer die beruflichen Möglichkeiten radikal. Viele Architekten wie Arne Jacobsen mussten vor der Besatzung ihrer Länder fliehen und ihre Karrieren vorerst abbrechen. Letzten Endes führte dies jedoch zu einem enormen Kreativitätsschub, da die Menschen neue Wege fanden, ihre Ideen in kleineren Formaten wie Textilien, Möbeln im skandinavischen Stil und anderen Einrichtungsgegenständen auszudrücken - die Scandi Style Möbel waren geboren.